Forschungsforum

Das Forschungsforum greift aktuelle Herausforderungen in der Entwicklung von Forschungsdesigns für inklusive Lerngruppen auf. Ausgehend von einem Expert:innen-Input wird in einem kürzeren Digital-Format (1,5-2 Stunden) ein ausgewähltes Thema vertiefend diskutiert.

Hier finden Sie eine Übersicht über die (bereits stattgefundenen) Forschungsforen.

6. Julia Sacher: Diversitätsbezogene Potenziale der Gesprächsanalyse (10.01.2025; 12:00–14:00 Uhr)

Bei der Gesprächsanalyse (z.B. Deppermann 2007, Heller & Morek 2016) handelt es sich um eine rekonstruktiv-interpretative Methode, die sich wissenschaftshistorisch und erkenntnis- theoretisch auf die ethnomethodologische Konversationsanalyse (Garfinkel 1969, Sacks et al. 1974, Bergmann 1981) zurückverfolgen lässt. Das zentrale Erkenntnisinteresse gilt der Frage, wie Menschen in verschiedenen Situationen (egal ob institutionell, organisational oder alltäg- lich) miteinander sprachlich handeln: Was „tut“ man konkret, wenn man jemanden begrüßt? Wie „funktioniert“ eine Erzählung? Wie wird „Unterricht“ als interaktives Format hergestellt – von allen Beteiligten gemeinsam? Die übergeordnete Frage dahinter lautet: Welche interak- tiven Aufgaben bearbeiten die Menschen in Interaktionen miteinander, und welche interakti- onalen Verfahren nutzen sie dabei? Dieses Erkenntnisinteresse wird aus der Perspektive der Teilnehmenden sozialer Situationen rekonstruiert.

Im Workshop wird die Gesprächsanalyse in ihren metho(dolog)ischen Grundannahmen vor- gestellt und hinsichtlich ihrer Potenziale für diversitäts- und inklusionsbezogene Fragestellun- gen diskutiert. Die Teilnehmenden sollen eine Vorstellung davon entwickeln, welche Arten von Fragestellungen sich mit der „gesprächsanalytischen Brille“ adressieren lassen und welche Arten von Daten mit welchen grundlegenden analytischen Konzepten bearbeitet werden kön- nen. Das Erproben des analytisch-konzeptuellen Instrumentariums der Methode spielt dabei eine wichtige Rolle, damit abschließend reflektiert werden kann, welche Potenziale die Ge- sprächsforschung für diversitätsbezogene Fragestellungen bietet.

Literatur:

Bergmann, Jörg R. (1981). Ethnomethodologische Konversationsanalyse. In: Schröder, Peter & Steger, Hugo (Hg.). Dialogforschung. Jahrbuch 1980 des Instituts für deutsche Sprache. Düsseldorf: Schwann, 9-51.

Deppermann, Arnulf (2007). Gespräche analysieren. Eine Einführung. Wiesbaden: Springer.
Garfinkel, Harold (1968/2013). Studies in ethnomethodology. 13th ed. London: Polity Press.
Heller, Vivien & Morek, Miriam (2016). Gesprächsanalyse. Mikroanalyrische Beschreibung sprachlicher Interaktion in Bildungs- und Lernzusammenhängen. In: Boelmann, Jan (Hg.). Empirische
Bildungsforschung in der Deutschdidaktik. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 207-231.
Sacks, Harvey; Schegloff, Emanuel A. & Jefferson, Gail (1974). A simplest systematics for the organization of turntaking in conversation. In: Language (50/4), 696-735.

Teilnahme möglich via Zoom: https://uni-paderborn-de.zoom-x.de/j/69958621319?pwd=p0Ex-

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Meeting-ID: 699 5862 1319 Kenncode: 255939

5. Christian AlbrechtHeikle Forschungsgegenstände – das Transferpotenzial empirischer Studien zu ästhetischerKommunikation im Literaturunterricht für diversitätssensibles Lernen am ästhetischen Bildungsgegenstand (26.01.2024)

Der empirischen Erforschung ästhetischer Dimensionen literarischen Lernens wird im deutschdidaktischen Diskurs nach wie vor mit Skepsis und tendenziell einseitig begegnet: Projekte, die Phänomene ästhetischer Bildung empirisch erforschen, greifen überwiegend auf qualitative Zugänge zurück, wohingegen quantitative Forschung kaum eine Rolle spielt. Dies mag der Tatsache geschuldet sein, dass sich die Erforschung ästhetischer Phänomene vor grundlegende Probleme gestellt sieht: Zwar ist der Forschungsgegenstand theoretisch zu fassen, Teilfacetten wie die ästhetische Erfahrung sind im Forschungsfeld jedoch nicht unmittelbar zu beobachten. Will die Deutschdidaktik als transdisziplinäre Wissenschaft jedoch nicht auf evidenzbasierte Befunde auch zu „heiklen“ Forschungs- bzw. Untersuchungsgegenständen(vgl. Wieler 2002, S. 128) und auf empirisch fundierte Aussagen über schwer messbare Kompetenzen (vgl. Frederking 2008) und Erfahrungsdimensionen verzichten, muss sie sich auf sensuell zugängliche Produkte und die damit verbundenen beobachtbaren Prozesse stützen, um operationalisierbare Modellierungen vornehmen zu können. Wie dies in einem Mixed Methods-Design erfolgreich umgesetzt werden kann, soll im Rahmen des Forschungsforums der AG Diversitätsorientierte Deutschdidaktik des SDD am Beispiel der ÄSKIL-Studie (vgl. Albrecht 2022; Frederking/Brüggemann/Albrecht 2020) und der DFG-Anschlussstudie ‚SEGEL‘ („Die Bedeutung von Subjektivität und Emotionalität in Gesprächen über Literatur im Deutschunterricht“) vorgestellt und hinsichtlich des Transferpotenzials für diversitätssensibles Lernen am ästhetischen Bildungsgegenstand diskutiert werden.

4. Nicole Marx: Falle Forschungsdesign? – Typische Probleme bei der Planung empirischer Projekte (28.03.2023)

Der Impuls hat zum Ziel, für aktuelle Fragestellungen und Methoden in der Zweit- und Fremdsprachenerwerbsforschung (und darüber hinaus zur Forschung mit heterogenen Lernendengruppen) zu sensibilisieren. In einem einleitenden Input werden zentrale Forschungsgegenstände der deutschen Zweit- und Fremdsprachenforschung der vergangenen Jahre diskutiert und in ein Verhältnis gesetzt zu Trends in methodisch-methodologischer Hinsicht. Dabei wird auch reflektiert, wie die Sprachlehr- und -lernforschung nicht nur auf wissenschaftliche, sondern auch auf gesellschaftliche, bildungstheoretische, politische oder auch disziplinübergreifende Entwicklungen reagiert. Zielpublikum sind v.a. Nachwuchswissenschaftler*innen in der Promotionsphase.

3. Juliane Dube & Wiebke DanneckerDesign Based Research als Ansatz für diversitätsorientierte Forschungsfragen (04.11.2022)

Dem Ansatz des Design Based Research wird das Potenzial zugesprochen als methodologisches Bindeglied einer anwendungsorientierten Entwicklungsarbeit (vgl. Dube/Prediger 2017) zu fungieren. Damit setzt sich der Ansatz zum Ziel, die Unterrichtspraxis theoriebezogen und empiriegestützt weiterzuentwickeln (vgl. Prediger/Link/u.a. 2012, 453) und zugleich eine „zunehmend ausdifferenzierte und empirisch abgesicherte lokale Theorie zu Verläufen, Hürden, Bedingungen und Wirkungsweisen des gegenstandsspezifischen Lehr-Lerngegenstands“ (Link/Prediger/u.a. 2012, S. 458) zu entwickeln. Der Vortrag stellt den DBR-Ansatz vor, auch in Abgrenzung zu anderen Herangehensweisen, und stellt Fragen nach der Passung der anwendungsorientierten Entwicklungsarbeit hinsichtlich der Erforschung literaturdidaktischer Fragen im inklusiven Setting.

2. Bettina BockPartizipative Forschung (22.04.2022 )

Das sogenannte partizipative Forschen wird bislang eher in den Sozialwissenschaften und der Sonderpädagogik praktiziert, teilweise gibt es aber auch Umsetzungen in der (fachdidaktischen) Unterrichtsforschung. In der Deutschdidaktik ist das Forschungsprogramm bislang wenig etabliert, wobei ja insbesondere das Inklusionsparadigma partizipative Ansätze nahelegt. Die Ziele und Umsetzungsformen partizipativen Forschens sind hochgradig heterogen. Im Impulsvortrag soll ein Einblick in verschiedene Ansätze gegeben werden und diskutiert werden, welche spezifischen Anforderungen deutschdidaktische Gegenstände und Methoden an partizipatives Forschen stellen, welches Erkenntnispotenzial und welche möglichen Herausforderungen sich ergeben. Im Impulsvortrag werden auch Erfahrungen aus dem Projekt LeiSA-parti vorgestellt, in dem Menschen mit sog. geistiger Behinderung partizipativ an linguistischen Gegenständen arbeiten.

1. Markus Spilles & Tobias Hagen: Umsetzung und Analyse kontrolliert-empirischer Einzelfallstudien (10.12.2021)

Die Evaluation schulischer Fördermethoden stellt für Bildungsforscher*innen sowie für Lehrer*innen eine zentrale Aufgabe und gleichermaßen eine immense Herausforderung dar. In der Sonderpädagogik, die oftmals den Fokus auf die Überprüfung individueller Fördererfolge legt, hat die Einzelfallforschung eine gewisse Tradition. Aus dieser Perspektive werden im Beitrag verschiedene Optionen zur Umsetzung und Analyse kontrolliert-empirischer Einzelfallstudien vorgestellt. Im Schwerpunkt geht es um Studiendesigns, Erhebungsmöglichkeiten und Analyseverfahren (Non-Overlap-Indizes, Signifikanzprüfung, Regressionsanalysen). Alle Verfahren werden an praktischen Beispielen vorgestellt. Unser Ziel ist es, dass Sie einen guten Überblick über die kontrolliert-empirische Einzelfallforschung erhalten und Inspirationen für eigene Vorhaben gewinnen.